Warum alte Haut Falten kriegt, und was dagegen hilft

Unsere Haut ist das größte Organ des Menschen und definiert, wer wir sind: sie grenzt das Körperinnere von der Außenwelt ab und schützt uns vor Wetter, Strahlung und Luftschadstoffen. Gleichzeitig bestimmt sie unser Äußeres und spielt eine wichtige Rolle in unserer Wahrnehmung von anderen Menschen: eine glatte Haut gilt als Schönheitsideal, da sie an Jugend erinnert, während Faltenbildung dem Alter zugeschrieben wird. Doch was passiert mit unserer Haut, während wir älter werden? Warum bilden sich Falten, und wie kann man der Hautalterung vorbeugen oder Faltenbildung möglicherweise sogar verhindern?

Inhaltsverzeichnis

Was hält unsere Haut glatt?

Junge Haut ist glatt und elastisch, weil sie unter der Oberfläche Fasern enthält, die wie kleine Federn dem Gewebe Spannung verleihen. Diese Fasern (Elastin und Kollagen) sorgen dafür, dass Haut immer wieder ihr ursprüngliches Aussehen annimmt, wenn wir sie gedehnt oder zusammengedrückt haben. Verantwortlich für das elastische Verhalten der Fasern ist außerdem eine Art Schmierstoff (Hyaluronsäure), der das Gewebe mit Feuchtigkeit versorgt.

Wie ist unsere Haut aufgebaut?

Ein Großteil unserer Haut besteht aus harten, verhornten Hautzellen, die das Innere unseres Körpers gegen unsere Umgebung abschirmen. Diese Hautzellen werden ständig in tieferen Schichten der Haut (der Basalzellschicht in der Epidermis) neu gebildet, bevor sie verhärten und nach außen rutschen, wo sie abgestorbene Zellen ersetzen. Um die Basalzellschicht mit nötigen Nährstoffen für die Neubildung von Zellen zu versorgen, befindet sich darunter die Dermis: eine dickere Schicht der Haut, die von feinen Blutgefäßen und Nerven durchzogen ist, und in der auch Haarwurzeln und Talgdrüsen zu finden sind. Diese Hautschicht enthält auch Fasern aus Proteinketten, die die Haut straffen und ihr Spannung verleihen. Wenn zu wenige dieser Fasern vorliegen oder sie nicht vollständig ausgebildet sind, fehlen wesentliche strukturgebende Elemente, und die Haut bildet Falten oder hängt schlaff herunter. Die tiefen Hautschichten und die darin liegenden Fasern sind daher enorm wichtig, um zu verstehen, wie Hautalterung abläuft und wie sich ein junges Hautbild bewahren lässt (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-319-03970-1_10, https://www.maturitas.org/article/S0378-5122(11)00149-6/fulltext).

Was sind Elastin- und Kollagen-Fasern?

Die Elastizität und Spannung unserer Haut beruht auf zwei unterschiedlichen Fasertypen, die beide in der tiefen Hautschicht liegen: Elastin und Kollagen (https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstb.2001.1022, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925443912002839, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1046/j.1365-2133.1997.1762185.x, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8239663/). Fasern aus Elastin sind eher weich und enorm elastisch, ähnlich wie Gummibänder: sie lassen sich bis auf das Doppelte ihrer Ursprungslänge dehnen, ziehen sich nach Ende der Belastung aber auch wieder auf die normale Größe zusammen. Elastin-Fasern sind umhüllt von Fibrillin, das ihnen quasi ein Gerüst bietet. In der tiefen Hautschicht befinden sich auch Kollagen-Fasern, die etwas steifer und weniger dehnbar sind, dafür aber eine hohe Zugfestigkeit aufweisen: sie sorgen für eine straffe Haut und stellen sicher, dass das Gewebe auch großen Belastungen Stand halten kann.

Welche Bedeutung hat Hyaluronsäure für die Haut?

Die elastischen Eigenschaften Elastin- und Kollagenfasern zeigen sich nur in einer feuchten Umgebung; isolierte trockene Fasern sind nicht belastbar und brüchig (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bip.360290805, https://doi.org/10.1115/1.4038887). In unserer Haut ist die extrazelluläre Matrix (ECM) (also der Zwischenraum zwischen einzelnen Zellen, wo sich die Fasern befinden) von wasserbindenden Molekülen durchflutet, den sogenannten Glykosaminoglykanen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8449875/). Hyaluronsäure ist der wichtigste Vertreter dieser Gruppe von Zucker-ähnlichen Molekülen, die der Haut Feuchtigkeit spenden. Fehlen Hyaluronsäure oder andere Glykosaminoglykane in unserer Haut, trocknet das Netzwerk aus Fasern aus und verliert an Elastizität, wodurch die Faltenbildung begünstigt wird.

Wie verändert sich Haut mit fortschreitendem Alter?

Im Alter sinkt die Menge an Hyaluronsäure in der Haut; die Haut trocknet aus und die Fasern aus Kollagen und Elastin verlieren ihre elastischen Fähigkeiten (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1568163721000027, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1034/j.1600-0625.2002.110502.x, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-2494.2010.00574.x, https://link.springer.com/article/10.1007/s00105-011-2133-x). Außerdem können Kollagen und Elastin verklumpen und sich zurückbilden, was zur Hautalterung beiträgt.

Warum kriegt man Falten?

Als verantwortliche Prozesse auf molekularer Ebene haben sich folgende Ursachen herauskristallisiert, weshalb man im Alter Falten kriegt:

Was ist Glykation, und warum sind AGEs schlecht für die Haut?

Die Glykation ist eine chemische Reaktion, bei der sich ein überschüssige Zuckermolekül an ein Protein wie Kollagen und Elastin anheftet. Glykationsprozesse finden zufällig im ganzen Körper statt und verändern die chemische Struktur der betroffenen Proteine derart, dass diese ihre Funktion verlieren. Dadurch ist Glykation ein treibender Prozess für Alterung von Gewebe (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925443918303296, http://www.aginganddisease.org/EN/10.14336/AD.2017.1121). Kollagenfasern und Elastin werden beispielsweise durch Glykation zerstört oder verklumpt, sodass sie der Haut keine Elastizität mehr verleihen können.

Kollagen-Fasern werden nur extrem langsam vom Körper abgebaut und neu produziert. Deshalb können in höherem Alter auch Kollagene vorliegen, die mehrfach durch Glykation modifziert worden sind (https://portlandpress.com/biochemj/article-abstract/350/2/381/38647/Age-related-accumulation-of-Maillard-reaction) und sogenannte AGEs gebildet haben: Advanced Glycation Endproducts. Diese Glykationsprodukte sind für eine Vielzahl an Alterungserscheinungen der Haut verantwortlich (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9131003/): Verlust von Elastizität der Haut, Pigmentstörungen und Farbänderungen (https://www.nature.com/articles/srep27848, https://doi.org/10.1016%2Fj.jdermsci.2011.06.015), sowie eine Beeinträchtigung der Barrierewirkung als Schutz gegen Umweltgifte und Krankheitserreger (https://www.karger.com/Article/Fulltext/448121). Ähnliche Glykationsprozesse lassen übrigens auch anderen Gewebetypen unseres Körpers altern und führen beispielsweise zur Versteifung von Arterien (https://www.karger.com/Article/Abstract/334668). Fatalerweise stören Glykationsprodukte auch die Funktion von Fibroblasten, die für die Bildung von neuem Kollagen zuständig sind, und können sogar deren Zelltod stimulieren (https://www.jdsjournal.com/article/S0923-1811(02)00021-X/fulltext, https://doi.org/10.1074%2Fjbc.M406313200, https://doi.org/10.1016%2Fj.patbio.2006.07.003, https://doi.org/10.1016%2Fj.archger.2007.12.004).

Welche Moleküle bauen Kollagen ab?

Kollagen wird durch ein spezifisches Enzym (Kollagenase) und damit verwandten Molekülen abgebaut, den sogenannten Matrix-Metalloproteinasen (MMPs). Diese Klasse von Enzymen ist in der Lage, die langen Proteinketten von Kollagenfasern und Elastin aufzubrechen (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0167488917301180, https://www.karger.com/Article/Fulltext/371708). In dieser Funktion sind MMPs wesentlich an Wundheilung und dem Umbau von Gewebe beteiligt (insbesondere in der extrazellulären Matrix) (https://www.nature.com/articles/nrm2125). Hohe Konzentrationen von MMPs zerschneiden allerdings mehr Kollagenfasern als neue produziert werden können. Kollagen, das durch Metalloproteinasen geschädigt worden ist, weist eine niedrigere Spannkraft auf; die Haut verliert durch hohe Aktivität von MMPs also an Elastizität und bildet schneller Falten (https://ajp.amjpathol.org/article/S0002-9440(10)61269-2/fulltext, https://www.jidonline.org/article/S0022-202X(15)36237-0/fulltext). MMPs werden besonders durch UV-Einstrahlung und Entzündungen aktiviert (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199711133372003, https://www.nature.com/articles/379335a0, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11421072/).

Alterungserscheinungen an Glykosaminoglykanen

Neben der direkten Beeinträchtigung des Netzwerks aus elastischen Kollagen-Fasern ändert sich durch Alterungsprozesse und UV-Strahlung auch die Verteilung von Glykosaminoglykanen wie Hyaluronsäure in den tieferen Hautschichten: statt den extrazellulären Raum gleichmäßig auszufüllen, bindet sich Hyaluronsäure in gealterter Haut stärker an einzelne Fasern. Hierdurch werden Unebenheiten der Haut und eine ungleichmäßige Verteilung von Kollagen- und Elastin-Fasern begünstigt und als Konsequenz auch die mechanischen Eigenschaften des Fasernetzwerks beeinflusst (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8120424/, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3583886/, https://doi.org/10.1111/j.1365-2133.1996.tb01156.x). Insgesamt ist mit fortschreitendem Alter auch ein Dünnerwerden der Dermis zu beobachten, vermutlich korreliert mit reduzierter Produktion von Hyaluronsäure und Kollagen (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-0625.2011.01258.x, https://ajp.amjpathol.org/article/S0002-9440(10)62205-5/fulltext, https://nyaspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1196/annals.1404.027).

Welche äußeren Einflüsse schaden unserer Haut?

Neben altersbedingtem Abbau von Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure werden Schäden an unserer Haut auch durch äußere Einflüsse verursacht: UV-Strahlung, Zigarettenrauch und Entzündungen schaden der Haut, indem sie besonders viele Sauerstoffradikale (reactive oxygen species, ROS) produzieren. Während ein niedriges Level an ROS bereits durch eine gesunde Mitochondrien-Aktivität aufrecht erhalten wird und Teil normaler zellulärer Signale ist (https://www.nature.com/articles/nm.3625), bezeichnet man einen übermäßigen Anstieg an ROS als oxidativen Stress. Dieser oxidative Stress sorgt nicht nur für erhöhte Level von MMPs, sondern kann auch DNA-Schäden hervorrufen und die Bildung von Prokollagen blockieren (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4926402/, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ics.12728). Prokollagen ist eine Vorstufe von Kollagen und wird für die Bildung neuer elastischer Fasern benötigt. Das bedeutet: UV-Strahlung, Zigarettenrauch und Entzündungen zerstören nicht nur das Netz an bestehenden Kollagenfasern, sondern verhindern auch dessen Neubildung.

Wie kann man Faltenbildung vorbeugen?

Faltenbildung ist eine unvermeidbare Konsequenz des Verlusts von Kollagen, Elastin und Glykosaminoglykanen in der Haut. Diese Bestandteile werden durch verschiedene Prozesse beschädigt und abgebaut, von denen viele Teil des natürlichen Alterungsprozesses sind. Doch während das chronologische Altern aufgrund der fortschreitenden Lebenszeit sich nicht aufhalten lässt, tragen externe Ursachen zum Altern bei, wie beispielsweise die UV-Strahlung der Sonne. Man unterscheidet folglich zwischen intrinsischen Alterungsprozessen bzw. Risikofaktoren, die sich nicht beeinflussen lassen, und extrinsischen Faktoren für Hautalterung, die wir mit einem gesunden Lebensstil minimieren können (https://www.nature.com/articles/s41598-021-01573-z).

Was erhöht das Risiko für Falten?

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Faltenbildung zählen:

  • UV-Strahlung aus dem hochenergetischen Teil des Sonnenlichts
  • Zigarettenrauch und Luftverschmutzung
  • eine Ernährung mit viel Zucker und stark verarbeiteten Lebensmitteln

Daneben können zu geringeren Anteilen aber auch Stress (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ski2.110) und Schlafmangel (https://academic.oup.com/sleep/article/36/9/1355/2453883) zu Hautalterung beitragen (https://www.nature.com/articles/s41598-021-01573-z).

Wie viel Sonne schadet der Haut?

Unsere Haut reagiert sehr sensitiv auf UV-Strahlung im Sonnenlicht: bereits wenige Minuten Sonnenstrahlung schaden der Haut, schon lange bevor sichtbare Rötungen bemerkbar sind. Die Hautalterung aufgrund von Sonnenlicht (das Photoaging) wird zum einen durch erhöhte Bildung von MMPs wie Kollagenase verursacht (https://www.nature.com/articles/379335a0), zum anderen durch mehr Glykationsprozesse (https://doi.org/10.4172/2329-8847.1000112, https://doi.org/10.1371/journal.pone.0075003, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1046/j.1365-2133.2001.04275.x).

Innerhalb von nur wenigen Minuten führt schwache UV-Strahlung auf die Haut zu einem Anstieg der Enzyme AP-1 und NF-κB, die später MMPs bilden, welche die elastischen Kollagen- und Elastinfasern beschädigen (https://www.nature.com/articles/379335a0). Die für diesen Prozess erforderliche Dosis an UVB-Strahlen liegt dabei zehnmal niedriger als sie zur Rötung der Haut nötig wäre. Das bedeutet: wenn man sich erst vor Sonne schützt, wenn die Haut anfängt rot zu werden, war die Aktivität der Alterungsenzyme bereits für 90% der Zeit um das mehr als dreifache erhöht. Um diesen Photoaging-Prozess zu verhindern, hilft eine gute Sonnencreme, die aber bereits vor dem Sonnenbad aufgetragen sein muss. ForscherInnen konnten außerdem schützende Effekte von Tretinoin und Glucocorticoiden nachweisen.

Neben der höherenergetischen UVB-Strahlung, die in den äußeren Hautschichten absorbiert wird, gibt es aber auch UVA-Strahlung. UVA-Strahlen haben weniger Energie, können dadurch aber in tiefere Gewebeschichten eindringen; außerdem ist der Anteil an UVA-Strahlen im Freien viel größer als der an UVB. Leider beschleunigt auch UVA-Strahlung die Hautalterung; auch hier treten die Alterungseffekte schon viel früher auf als eine Rötung der Haut (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/exd.12388, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0190962295901841, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X15423681). Den beste Faltenschutz bietet daher eine Sonnencreme, die sowohl UVB als auch UVA-Strahlen abwehrt. Am besten sollte man Sonnencreme im Sommer regelmäßig auftragen, auch an bewölkten Sommer-Tagen (https://doi.org/10.7326/0003-4819-158-11-201306040-00002, https://doi.org/10.1097/DSS.0000000000000879, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/phpp.12688).

Haut von Rauchern altert schneller und stärker

Raucher haben in ihrer Lebensmitte so viele Falten wie sie bei Nichtrauchern erst mehrere Jahre später auftreten (https://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/fullarticle/654484, https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/0003-4819-114-10-840). Das Rauchen schadet der Haut dabei auf mehreren Wegen:

Was ist die beste Ernährung für glatte Haut?

Unser Essen beeinflusst unser Hautbild auf verschiedene Weise:

  • Zuckerhaltige Lebensmittel sorgen für mehr Glukose im Blut und machen dadurch Glykationsprozesse wahrscheinlicher
  • Glykationsprodukte (AGEs; durch Zucker verklebte Proteine) können auch direkt über die Nahrung aufgenommen werden
  • mehrfach ungesättigte Fettsäuren schützen die Elastizität der Haut

Glykationsprodukte entstehen beispielsweise, wenn Lebensmittel hoch erhitzt und stark verarbeitet werden: besonders in Backwaren, kräftig angebrateten Lebensmitteln und stark verarbeiteten Fleischprodukten liegen viele AGEs vor, während Gemüse, Obst, und gekochte oder gedünstete Lebensmittel niedrigere Konzentrationen aufweisen (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1568163718301193). Verantwortlich dafür ist der Maillard-Prozess, der beim Braten und Backen für Bräunung und Röstaromen sorgt.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3 hingegen liegen besonders in Fisch, Oliven, Nüssen und Leinsamen vor und wirken vermutlich schützend auf die Haut (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-12264-4_9). Die beste Ernährung gegen Falten ist also reich an Gemüse, Obst und unverarbeiteten Lebensmitteln, die nur bei niedrigen Temperaturen zubereitet worden sind, sowie Fisch, Nüssen und Leinsamen als Quellen für Omega-3 und andere mehrfach ungesättigte Fettsäuren.

Was bewirken AGEs im Körper?

Ein Teil der Glykationsprodukte aus der Nahrung werden vom Körper aufgenommen und auch bis in die Haut transportiert (https://academic.oup.com/ajcn/article/112/1/129/5846050), wo sie oxidativen Stress auslösen und Fibroblasten absterben lassen (https://www.tandfonline.com/doi/full/10.4161/derm.22028, https://journals.physiology.org/doi/full/10.1152/ajpcell.00356.2006, https://www.jbc.org/article/S0021-9258(19)60530-2/fulltext, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167494307002452) sowie vermutlich auch MMPs stimulieren (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-0625.2011.01408.x). Insgesamt bewirken AGEs damit eine gebremste Produktion neuer elastischer Fasern und eine Verringerung der Elastizität der Haut.

Die negativen Effekte von AGEs aus der Nahrung gehen aber über eine beschleunigte Hautalterung hinaus: erhöhte Level an oxidativem Stress und Entzündungsmarkern können auch in anderen Gewebetypen beobachtet werden; außerdem scheinen AGEs Insulin-Resistenz und Diabetes fördern zu können sowie Herz-Kreislauf-Erkankrungen zu begünstigen und die Fruchtbarkeit insbesondere von Frauen zu beeinträchtigen (https://www.nature.com/articles/nrendo.2011.74, https://link.springer.com/article/10.1007/BF03401503, https://www.mdpi.com/2072-6643/2/12/1247, https://www.mdpi.com/2072-6643/14/5/966, https://www.ingentaconnect.com/content/ben/cdr/2008/00000004/00000002/art00002). In Studien an Mäusen hat eine Diät mit mehr Glykationsprodukten zu erhöhtem Körpergewicht und verkürzter Lebensdauer geführt im Vergleich zu einer Ernährung mit gleicher Kalorienmenge und Nährstoffzusammensetzung, aber weniger AGEs (https://ajp.amjpathol.org/article/S0002-9440(10)61398-3/fulltext).

Ist hoher Blutzucker schlecht für die Haut?

In den Glykationsprozessen werde Zucker-Moleküle an Proteine angeheftet. Je mehr freie Zuckermoleküle im Blut bzw. im Gewebe vorliegen, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein Glykationsprozess abläuft. Dies konnte in Laborexperimenten (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0308814620328338) und Tierstudien bestätigt werden: bei Erhöhung des Fruktose-Anteils in der Ernährung stieg auch die Konzentration an AGEs an (https://doi.org/10.33549/physiolres.931093, https://nutritionandmetabolism.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12986-016-0149-z, https://academic.oup.com/jn/article/128/9/1442/4722474). In Menschen hat zwar noch kein signifikanter Zusammenhang zwischen Blutzucker-Level und Menge an AGEs beobachtet werden können (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0128293), doch korrelieren erhöhte AGE-Level mit gestörtem Insulin/Zucker-Stoffwechsel und Diabetes (https://doi.org/10.1016/j.diabres.2018.11.016, https://doi.org/10.1111/dme.13921, https://doi.org/10.1007/s00125-006-0355-8, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925443918303296).

Hilft Omega-3 gegen Falten?

Einige Studien haben beobachtet, dass ein hoher Konsum von Fleisch und Milchprodukten mit mehr Falten korreliert, während einer Ernährung mit viel Olivenöl, Fisch, Gemüse und Hülsenfrüchten mit weniger Falten assoziiert wird (https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/07315724.2001.10719017, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212267221014337). Dies deckt sich mit den Beobachtungen, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren (wie in Olivenöl, Leinöl und Fisch) die Feuchtigkeit der Haut verbessern (https://academic.oup.com/ajcn/article/86/4/1225/4649573, https://www.jdsjournal.com/article/S0923-1811(13)00250-8/fulltext, https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/09546630801958238). Ein Wirkmechanismus von Omega-3 Fettsäuren ist insbesondere eine reduzierte Photosensitivität der Haut, also ein Schutz gegen Hautalterung durch UV-Strahlung (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X15423267, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X94976481, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-0625.2011.01294.x, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-12264-4_9).

Wie lässt sich Hautalterung bekämpfen?

Die meisten Alterungsprozesse in unserer Haut laufen ständig ab: Glykation sowie die Bildung von MMPs und Sauerstoffradikalen gehören zu alltäglichen Herausforderungen eines normalen Lebens; entsprechend ist unser Körper mit eigenen Abwehrmechanismen ausgestattet, um die Folgen dieser kontinuierlichen Alterung entgegenzuwirken (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2022.837222/full, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925443918303296, https://www.maturitas.org/article/S0378-5122(11)00149-6/fulltext). Beispielsweise existieren verschiedene Enzyme, die die Bildung und den Einfluss komplexer Glykationsprodukte (AGEs) verhindern können; und auch zur Beseitigung dieser schädlichen Moleküle haben sich verschiedene Aufräummechanismen entwickelt.

Wie lässt sich die Bildung von AGEs verhindern?

Advanced Glycation Endproducts (AGEs) sind das komplexe Ergebnis mehrerer Glykationsprozesse, bei denen im Wesentlichen Zuckermoleküle mit Proteinen verklebt werden. Als Zwischenstufen liegen aber auch einfache Moleküle wie Glyoxal und Methylglyoxal vor, die in weiteren Schritten mit Proteinen reagieren können (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2022.837222/full, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0925443918303296, https://doi.org/10.1042/bj3440109). Während die Umkehr komplexer Modifkationen an Proteinen durch mehrere Glykationsprozesse kaum möglich ist, verfügen wir mit Glyoxalase-Enzymen über ein System, Glyoxal und Methylglyoxal unschädlich zu machen (https://www.eurekaselect.com/article/106364). Daneben gibt es auch das Reparaturenzym Fruktosamin-3-Kinase (FN3K), das andere Zwischenprodukte bekämpft und so die Bildung von AGEs verhindern kann, solange noch keine fortgeschritteneren Glykationsprodukte vorliegen (https://doi.org/10.1042/bst0311354, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0065257106000847, https://link.springer.com/article/10.1007/s00726-010-0780-3).

Wie baut der Körper Glykationsprodukte wieder ab?

Die Modifikationen von Proteinen durch mehrfache Glykation sind so komplex, dass sie sich nicht umkehren lassen: der Körper kann AGEs nicht reparieren; sie müssen als Abfall von zellulären Aufräumprogrammen beseitigt werden. Die zwei wichtigsten solcher Aufräumprogramme sind das Ubiquitin-Proteasom-System und Autophagie.

Autophagie („sich selbst verzehrend“) ist ein Prozess, in dem ein Teil des Zellplasmas von einer Membran umhüllt wird und die darin enthaltenen Moleküle anschließend unter Beteiligung von Lysosomen in einzelne Grundbausteine (z.B. Aminosäuren) zerlegt werden. Auf diese Weise werden auch AGEs zerkleinert und unschädlich gemacht (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0006291X17300529, https://doi.org/10.2337/db16-0397).

Das Ubiquitin-Proteasom-System hingegen markiert fehlerhafte Proteine, darunter auch komplexere Glykationsprodukte, durch Anheften von Ubiquitin-Molekülen, wodurch sie in einem nachfolgenden Schritt durch Proteasom-Komplex abgebaut werden (https://doi.org/10.1111/j.1468-2494.2010.00575.x). Leider nimmt die Effektivität dieses Ubiquitin-Proteasom-Aufräumprozesses mit zunehmendem Alter ab (https://academic.oup.com/biomedgerontology/article/55/05/B220/2948112, https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0531556500001364) und wird zusätzlich durch UV-Einstrahlung behindert (https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/ars.2006.8.136).

Maßnahmen gegen Hautalterung

Zur Bekämpfung von Hautalterung werden verschiedene Möglichkeiten erforscht (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-3083.2010.03963.x, https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.4161/cc.7.5.5490). Zu den vielversprechendsten gehört eine verbesserte Versorgung des Körpers mit Grundbausteinen der Haut (Kollagen und Hyaluronsäure) und eine Behandlung mit Retinoiden: Retinoide schwächen die Aktivität von MMPs, regen die Kollagen-Produktion an und verringern die Photosensitivität (https://www.jidonline.org/article/S0022-202X(15)40798-5/fulltext, https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199308193290803, https://www.nature.com/articles/379335a0); und auch zusätzliche Mengen an Hyaluronsäure regulieren die MMP-Aktivität (https://www.nature.com/articles/srep40840, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1006/cbir.2001.0759). Daneben werden auch weniger gesicherte Behandlungen diskutiert, beispielsweise das Abwehren des schädlichen Einflusses von AGEs durch Blockieren der AGE-Rezeptoren (https://link.springer.com/article/10.1007/s10719-016-9691-1, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2022.837222/full) oder das Stärken von Mitochondrien, um deren Produktion an Sauerstoffradikalen zu senken und sie widerstandsfähiger gegen äußeren oxidativen Stress zu machen (https://www.nature.com/articles/s41419-020-2649-z).

Retinoide gegen Faltenbildung

Ein probates Anti-Aging-Mittel zur äußeren Anwendung sind Cremes und Gels mit Retinoiden (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2699641/, https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2015.2544). Diese Stoffe regen die Regeneration von Haut an und kommen seit längerem in Medikamenten gegen Akne und Verhornungsstörungen zum Einsatz. Seit jüngerem mehren sich aber auch Studien, die eine faltenreduzierende Wirkung von Retinoiden nachweisen.

Was sind Retinoide?

Retinoide sind Vitamin A und eng verwandte Substanzen mit ähnlichen chemischen Eigenschaften (https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2015.2544). Die bekanntesten Retinoide sind Retinol, Tretinoin und Isotretinoin sowie Adapalen und Tazaroten. Einige dieser Stoffe sind schon seit langem bekannt, andere lassen sich erst seit wenigen Jahren isoliert herstellen und nutzen. Man unterscheidet entsprechend verschiedene Generationen von Retinoiden:

  • 1. Generation: Retinol (Vitamin A1), Retinal, Tretinoin, Isotretinoin, Alitretinoin
  • 2. Generation: Etretinat, Acitretin
  • 3. Generation: Adapalen, Bexaroten, Tazaroten
  • 4. Generation: Trifaroten

Generell gilt: Retinoide der späteren Generationen sind spezifischer; sie aktivieren also gezielt nur bestimmte chemische Reaktionen in unserem Körper und verursachen weniger Nebenwirkungen (https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2015.2544, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/bdr2.1745).

Helfen Retinoid-Cremes gegen Faltenbildung?

In mehreren doppel-blinden placebo-kontrollierten randomisierten Studien ist gezeigt worden, dass Cremes mit Retinol (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35675051/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25607905/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7561157), Tretinoin (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3336176, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2024983, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7686187, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35675051/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25607905/, https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD001782.pub2/full) Isotretinoin (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10607320, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1460118, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1550367), Tazaroten (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11004622, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11535421, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15692472, https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD001782.pub2/full) und auch Adapalen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12833014) Faltenbildung und Photoaging entgegenwirken. Außerdem wirken Retinoide gegen Pigmentierungsstörungen, indem sie eine gleichmäßigere Verteilung der Melanine anregen (https://doi.org/10.1016/S0190-9622(86)70242-9, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7686187, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1460118). Man darf sich allerdings keine Wunder versprechen: die Falten in alter Haut bilden sich schließlich auch nicht innerhalb eines Jahres, sondern als Ergebnis mehrere Jahrzehnte langen Alterns; entsprechend darf man nicht erwarten, innerhalb von wenigen Monaten sichtbare Verbesserungen zu erzielen oder gar ein jugendliches Gesicht zurückzugewinnen.

Wie wirken Retinoide gegen Hautalterung?

Retinoid-haltige Cremes helfen gegen Faltenbildung und Hautalterung, indem mehrere Alterungsmechanismen gleichzeitig entgegenwirken. Beispielsweise sind nach äußeren Anwendungen von Retinoiden eine Verringerung der kollagen-schädigenden MMP-Aktivität (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35675051/, https://www.nature.com/articles/379335a0, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16055107) beobachtet worden, ein Ankurbeln der Fibroblasten-Aktivität (https://doi.org/10.1016/S0190-9622(86)70242-9, https://www.nature.com/articles/aps200656) und der Kollagen-Produktion (https://www.nature.com/articles/379335a0, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16055107, https://www.nature.com/articles/aps200656), das Ausbilden neuer kapillarer Blutgefäße (https://doi.org/10.1016/S0190-9622(86)70242-9, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7686187) sowie eine gesteigerte Bildung von feuchtigkeitsspendenden Glykosaminoglykanen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7686187).

Retinoide wirken anscheinend besonders gut gegen UV-induzierte Hautalterung (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1529-8019.2006.00087.x, https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199308193290803). Photo-aging zeichnet sich durch einen starken Rückgang der Kollagen-Produktion aus, die mit dem Grad der Schädigung durch UV-Strahlung korreliert, und sogar stärker durch UV-Strahlung als durchs Lebensalter dominiert wird. Äußere Behandlung der Haut mit Tretinoin konnte die Produktion von Kollagen-Vorstufen jedoch etwa verdoppeln (+119% in Fibroblasten, +80% in der Dermis) (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199308193290803). Retinoide können nicht nur Alterungserscheinungen abmildern oder bestenfalls umkehren, sondern Hautalterung durch UV-Strahlung sogar vorbeugen: Auftragen von Tretinoin-Creme vor UV-Bestrahlung verringerte in einer Studie den Anstieg von Kollagen-abbauenden Enzymen um bis zu 80% (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199711133372003).

Welches Retinoid ist das beste?

Zwischen den verschiedenen Retinoiden sind nur kleine Unterschiede der Wirkung bekannt (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25607905/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22206079/, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15203997). Es ist daher sinnvoll, ein Mittel zu wählen, das unangenehme Nebenwirkungen minimiert. Typische Begleiterscheinungen von Retinoid-haltigen Cremes und Gels sind trockene und gespannte Haut, Rötungen sowie Schälen oder Schuppen der obersten Hautschichten (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2699641/). Die Nebenwirkungen fallen bei Retinol üblicherweise schwächer aus als bei Tretinoin (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7561157, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10473963), allerdings zum Preis einer etwa 20-mal schwächeren Anti-Aging-Wirkung (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7806506, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7561157). Auch Adapalen als Retinoid dritter Generation wird oftmals auch von PatientInnen mit empfindlicherer Haut gut vertragen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12833014, https://www.jaad.org/article/S0190-9622(97)70051-3/fulltext), allerdings liegen hier weniger Studien zur Behandlung von gealterter Haut vor. Auch ein neu entwickeltes Retinoid, Seletinoid G, scheint vielversprechend zu sein: erste Studien zeigten deutliche Verbesserungen von intrinsisch gealterter Haut, unabhängig von Photo aging, und das Ausbleiben von sonst üblichen Nebenwirkungen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16055107, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7247558/).

Darf man mit Retinoid-Creme in die Sonne gehen?

Retinoide können durch UV-Strahlung zerfallen und ihre chemischen Eigenschaften ändern (https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1081/GNC-120026235) und möglicherweise Hautreizungen verursachen. Es gibt allerdings nur wenige Studien an Menschen, die tatsächlich eine durch Tretinoin verursachte Lichtempfindlichkeit nachweisen. Im Gegenteil; es sind sogar schützende Effekte beobachtet worden: Tretinoin-Creme kann beispielsweise effektiv verhindern, dass die UV-Strahlung der Sonne zur Bildung von Matrix-Metalloproteinasen in der Haut führt, die Kollagen abbauen und so zur Hautalterung beitragen (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199711133372003). Eine Erklärung für die uneindeutigen Beobachtungen wäre, dass gängie Nebenwirkungen von Retinoid-Cremes wie trockene und gespannte Haut besonders auffallen, wenn die Haut ungeschützt vor Wind und Wetter ist (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1600-0781.2009.00433.x, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1365-2133.1986.tb05742.x). Man darf also mit Retinoid-Creme in die Sonne gehen, aber man muss möglicherweise zusätzlich feuchtigkeitsspendende Gels auftragen, um trockene Haut zu vermeiden. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich mit Sonnencreme vor potentiellen Nebeneffekten einer Retinoid-Behandlung zu schützen; die Kombination ist sicher und gut verträglich (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16019621, https://www.jaad.org/article/S0190-9622(03)03397-8/fulltext, https://doi.org/10.1080/000155501750208119).

Darf Retinoid-Creme während der Schwangerschaft verwendet werden?

Retinoide spielen eine bedeutende Rolle in der Ausdifferenzierung von embryonalen Zellen; daher sind systemische Therapien mit oraler Einnahme von Retinoiden wie Isotretinoin während der Schwangerschaft und Stillzeit verboten. Um keine Schädigungen des Embryos zu riskieren, dürfen deshalb auch Cremes mit Retinol, Tretinoin und anderen Retinoiden während der Schwangerschaft nicht benutzt werden (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/bdr2.1745). Im Gegensatz zu Medikamenten, die als Tabletten geschluckt und verdaut werden, gelangen Inhaltsstoffe aus Cremes jedoch nicht so leicht ins Blut. Besonders Retinoide der dritten Generation, also Adapalen und Bexaroten, lösen aufgrund ihrer spezifischeren molekularen Struktur sehr viel seltener Nebenwirkungen aus, sodass bei rein äußerlicher Anwendung kaum eine relevante Wirkstoffmenge ins Blut gelangen könnte (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/bdr2.1745).

Lässt sich Haut durch Hyaluronsäure jung halten?

Eine zweite Maßnahme, die Alterungserscheinungen der Haut reduzieren und möglicherweise sogar umkehren könnte, ist die Anwendung von Hyaluronsäure. Dieser Feuchtigkeitsspender liegt in vielen unserer Organe vor (neben der Haut beispielsweise auch in Knorpel und Augen), jedoch nimmt seine Menge in den tieferen Hautschichten im Alter ab. Die Idee einer Behandlung mit Hyaluronsäure ist, diesem altersbedingten Abbau entgegenzuwirken (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/dth.15903). Bei äußerem Auftragen von hyaluronsäurehaltigen Gels können die großen Moleküle zwar selbst in tiefere Hautschichten eindringen (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X15406451), wo die extrazelluläre Matrix aus Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure liegt, doch werden diese schnell durch körpereigene Enzyme abgebaut (innerhalb von einigen Stunden https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7464276/), um wieder Platz für neu synthetisierte Moleküle zu schaffen.

Alternative zu Hyaluronsäure-Gels: orale Einnahme als Pille oder Pulver

Interessanterweise konnte in doppel-blinden randomisierten Studien aber nachgewiesen werden, dass auch eine orale Einnahme gealterte Haut wieder verjüngen kann: so konnte neben einer Verbesserung des Feuchtigkeitshaushalts (https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2021.4176, https://nutritionj.biomedcentral.com/articles/10.1186/1475-2891-13-70) auch eine Reduktion in Faltentiefe und -zahl (https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2021.4176, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5522662/) sowie eine Verbesserung von Elastizität und Spannkraft (https://link.springer.com/article/10.1684/ejd.2021.4176) durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Hyaluronsäure nachgewiesen werden. Die Aufnahme von Hyaluronsäure aus der Nahrung, aufgespaltet in kürzere Oligosaccharide als Bausteine für Glykosaminoglykane, und deren Eingliederung in die Haut konnte in separaten Studien direkter beobachtet werden (https://www.hindawi.com/journals/tswj/2014/378024/, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf8017029, https://nutritionj.biomedcentral.com/articles/10.1186/1475-2891-13-70, https://www.liebertpub.com/doi/full/10.1089/jmf.2016.3725). Weil Hyaluronsäure neben der Haut auch als Hauptbestandteil von Knorpel in unserem Körper vorliegt, kann eine Supplementierung über die Nahrung übrigens auch typische Arthrose-Beschwerden mildern (https://nutritionj.biomedcentral.com/articles/10.1186/1475-2891-7-3, https://www.hindawi.com/journals/tswj/2012/167928/).

Ist high-molecular-weight Hyaluronsäure besser?

Hyaluronsäure ist ein Molekül, welches aus einer Kette an Zweifachzuckern (Disacchariden) besteht, die hintereinander aufgereiht sind. Die genaue Zahl der Bausteine kann variieren, wodurch auch die Größe des Moleküls in einer weiten Spanne liegt; man unterscheidet daher üblicherweise zwischen low-molecular-weight Hyaluronsäure (mit weniger als 500 kDa) und der größeren high-molecular-weight Variante. In unserer Haut liegt Hyaluronsäure vorwiegend in der high-molecular-weight Variante vor mit einer mittleren Größe von 4000 – 6000 kDa (https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fimmu.2015.00261/full). Es scheint also sinnvoll, unserem Körper gezielt diese Variante aus langen Molekülketten zuzuführen; zumal diese weniger schnell durch enzymatische Prozesse wieder abgebaut werden (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7464276/). Bei Auftragen von Gels mit high-molecular-weight Hyaluronsäure können die großen Moleküle jedoch schwieriger die Barriere der äußeren Hautschichten durchdringen (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/srt.12228) und daher in reduzierter Wirksamkeit resultieren (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22052267/). Bei oraler Einnahme von Hyaluronsäure hingegen müssen die Molekülketten ohnehin in kürzere Oligosaccharide zerteilt werden müssen, um über die Darmschleimhaut aufgenommen werden zu können, weshalb high-molecular-weight Hyaluronsäure vermutlich keinen Vorteil gegenüber low-molecular-weight Supplementierung zeigt (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5522662/).

Hilft Kollagen gegen Falten?

Neben Hyaluronsäure ist Kollagen ein anderer Hauptbestandteil unserer Haut, der besonders für Festigkeit und ein straffes Erscheinungsbild verantwortlich ist. Weil der Anteil an intakten Kollagenfasern in gealterter Haut reduziert ist, liegt die Idee nahe, durch Einnahme von Kollagen dessen Produktion in tieferen Hautschichten anzukurbeln (https://europepmc.org/article/med/15648443).

Äußere Anwendung von Kollagen ist nicht vielversprechend

Ähnlich wie bei Hyaluronsäure besteht auch bei Kollagen-haltigen Gels das Problem, dass die großen Moleküle kaum durch die äußeren Hautschichten bis in die tieferen Strukturen vordringen können, wo sie das Netzwerk aus elastischen Fasern verstärken können (https://www.mdpi.com/2076-3921/9/2/181/htm); der Anteil an aufgenommenen Molekülen liegt bei gerade einmal 8% (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jocd.13041, https://link.springer.com/article/10.1007/BF00561190), was für signifikante Wirkungen in der Regel zu wenig ist, zumal Cremes aus Drogerien typischerweise Kollagen-Konzentrationen von weniger als 1% aufweisen. Interessanterweise liegt die schlechte Aufnahmefähigkeit von äußerlich aufgetragenem Kollagen aber nicht ausschließlich an der Größe der Moleküle: kürzere Kollagenketten werden bisweilen sogar weniger gut absorbiert als größere Kollagenmoleküle (https://www.hindawi.com/journals/bmri/2010/757301/, https://www.mdpi.com/2076-3921/9/2/181/htm, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1467-2494.2004.00251.x).

Ist es sinnvoll, Kollagen oral einzunehmen?

Eine bessere Alternative zur Anwendung von Kollagen-haltigen Cremes auf der Haut stellt die orale Aufnahme über Nahrungsergänzungsmittel dar. Kollagen aus der Nahrung kann zwar nicht direkt aufgenommen werden, aber kürzere Bruchstücke der langen Molekülketten schon (https://doi.org/10.1021/jf050206p). Diese sogenannten Peptide sind nur zwei bis drei Aminosäuren lang und überstehen den Magen-Darm-Trakt dadurch unbeschadet, ganz im Gegensatz zu größeren Proteinen (https://doi.org/10.1021/acs.jafc.6b02955). Auf diese Weise gelangen sie nach oraler Einnahme in die Blutbahn (https://doi.org/10.1021/jf050206p, https://doi.org/10.1248/bpb.b15-00624, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.jafc.6b05679, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf9031487, https://doi.org/10.1021/acs.jafc.6b02955, https://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/jf5057502), worüber sie im Körper verteilt werden und auch die Haut erreichen (https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.jafc.6b05679, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf9031487). Die aufgenommenen Peptide lassen sich einige Tage lang in Haut, Knorpel und Muskeln nachweisen, die zu großen Teilen selbst aus Kollagen bestehen (https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf9031487). Damit ist eine orale Einnahme von Kollagen also sinnvoll, um Bausteine für Hautgewebe bereitzustellen. Überschüssige Mengen an Peptiden werden innerhalb weniger Stunden aus dem Blut herausgefiltert und schließlich über den Urin ausgeschieden (https://doi.org/10.1248/bpb.b15-00624, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf9031487); daher sind Kollagen-Nahrungsergänzungsmittel in der Regel unbedenklich.

Wirken Kollagen-Kapseln als Anti-Falten-Mittel?

Um die Wirkung und Verträglichkeit von Kollagen-Peptiden als Nahrungsergänzungsmittel zu untersuchen, ist eine Vielzahl an randomisierten, Placebo-kontrollierten und doppel-verblindeten Studien durchgeführt worden. Die verabreichten Kollagen-Präparate unterschieden sich hierbei in Menge (typischerweise zwischen 1g und 10g pro Tag) und Herkunft (bspw. aus Fisch, Schwein- oder Rinderhaut). Trotz dieser enormen Heterogenität der Studiendesigns ähneln sich die gemessenen Effekte: es konnte eine Verbesserung des Feuchtigkeitshaushalts der Haut nachgewiesen werden (https://www.mdpi.com/2072-6643/10/7/826/htm, https://doi.org/10.1002/jsfa.7606, https://link.springer.com/article/10.1007/s10989-017-9626-0, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jocd.12174, https://www.mdpi.com/2072-6643/11/10/2494/htm, https://dx.doi.org/10.4103/2278-019X.146161, https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2020.608903/full) sowie eine Erhöhung der Elastizität (https://www.mdpi.com/2072-6643/10/7/826/htm, https://link.springer.com/article/10.1007/s10989-017-9626-0, https://www.mdpi.com/2072-6643/11/10/2494/htm, https://dx.doi.org/10.4103/2278-019X.146161, https://academic.oup.com/cdn/article/3/Supplement_1/nzz031.P06-122-19/5517780). Für die meisten Menschen wichtiger ist aber, dass auch eine Reduktion von Falten (gemessen an ihrer Tiefe bzw. Fläche) beobachtet werden konnte (https://www.mdpi.com/2072-6643/10/7/826/htm, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jocd.13676, https://doi.org/10.1002/jsfa.7606, https://link.springer.com/article/10.1007/s10989-017-9626-0, https://www.karger.com/Article/Abstract/355523, https://dx.doi.org/10.4103/2278-019X.146161, https://academic.oup.com/cdn/article/3/Supplement_1/nzz031.P06-122-19/5517780) und raue Haut (https://doi.org/10.1002/jsfa.7606, https://www.mdpi.com/2072-6643/11/10/2494/htm) und eine unregelmäßige Pigmentierung (https://link.springer.com/article/10.1007/s13555-022-00748-4) verbessert werden konnten. Zurückzuführen lassen sich diese Effekte wohl tatsächlich auf eine Stärkung der Haut durch mehr Kollagen und seine molekularen Vorstufen (https://www.karger.com/Article/Abstract/355523, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jocd.12174, https://www.mdpi.com/2072-6643/11/10/2494/htm).

Eine Meta-Analyse von 19 solcher Studien mit insgesamt 1125 TeilnehmerInnen bestätigt der Einnahme von Kollagen-Peptiden eine positive Wirkung auf die Haut (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ijd.15518); dabei fällt der Effekt wohl größer aus in Hautpartien, die der Sonne ausgesetzt sind und daher einem stärkeren Alterungsprozess durch UV-Strahlung unterliegen als sonnengeschützte Bereiche. Erfreulich ist, dass in keiner der darin ausgewerteten Studien unerwünschte Nebeneffekte berichtet wurden. Außerdem ist beachtenswert, dass die Studien bereits nach nur 3 Monaten täglicher Einnahme von Kollagen-Peptiden signifikant messbare Verbesserungen des Hautbilds nachweisen konnten. Wenn man bedenkt, dass sich das Altern der Haut über viele Jahre und Jahrzehnte streckt, ist der Effekt von Kollagen-Supplementierung erstaunlich schnell sichtbar.

Wie wirken Kollagen-Supplemente auf die Haut?

Wie genau Kollagen-Peptide unser Hautbild verbessern, ist allerdings nach wie vor nicht eindeutig geklärt (https://doi.org/10.1111/jocd.13435). Es ist unserem Körper nicht möglich, die Peptide direkt in neue Kollagen-Fasern einzubauen; hierzu müssten sie erst in einzelne Aminosäuren zerlegt werden. Hingegen konnte in Studien gezeigt werden, dass Kollagen-Peptide die Aktivität und das Wachstum von Fibroblasten ankurbeln, also der Zellen, die frische Kollagen-Fasern produzieren (https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf802785h). Gleichzeitig regen Kollagen-Peptide auch die Bildung von Hyaluronsäure an (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1346-8138.2010.00827.x, https://doi.org/10.1271/bbb.100193). Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass durch die Prozessierung von Kollagen im Darm Immunzellen darauf trainiert werden, körpereigenes Kollagen nicht oder weniger schnell wieder abzubauen (https://doi.org/10.1111/jocd.13435).

Ist Glycin genauso gut wie Kollagen?

Es ist noch immer nicht ganz offensichtlich, wodurch genau die Hautverbessernde Wirkung von Kollagen-Supplementen verursacht wird. Eine Schwäche vieler Studien ist, dass Menschen der Versuchsgruppe über die Kollagen-Supplemente mehr Protein aufgenommen haben als die Kontrollgruppe. Insbesondere würde die Menge an verfügbarem Glycin, Prolin und Hydroxyprolin höher liegen, da diese die Haupt-Bestandteile des aufgenommenen Kollagens sind. Damit stünden der Versuchsgruppe aber auch mehr Baustein zur Produktion neuer Kollagenfasern zur Verfügung, was die Beobachtungen der Studien verzerren könnte. Es stellt sich die Frage, ob es nicht ausreicht, lediglich Glycin, Prolin und Hydroxyprolin einzunehmen anstelle von zusammengebauten Kollagen-Peptiden.

Leider fehlen Vergleichsstudien, die beispielsweise die Wirkung von Glycin auf unsere Haut mit der von Kollagen vergleichen. Allerdings ist bekannt, dass Mangel an Glycin zu reduzierten Mengen an Kollagen in der Haut führt, und umgekehrt eine Einnahme von Glycin zusätzlich zu einer ansonsten proteinarmen Ernährung die Kollagenproduktion wieder auf normale Level heben kann (https://academic.oup.com/jas/article-abstract/98/5/skaa157/5835304, https://academic.oup.com/jas/article-abstract/98/2/skaa023/5713475, https://link.springer.com/article/10.1007/s00726-017-2490-6).

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